
High-Tech-Ausrüstung bietet messbare Leistungsvorteile, doch ihre Wirksamkeit unterliegt physikalischen Gesetzen und biomechanischen Kompromissen, nicht Magie.
- Carbonplatten verbessern die Laufökonomie primär durch einen Hebeleffekt, der die Energieübertragung optimiert – nicht nur durch eine simple Federwirkung.
- Aerodynamische Laufräder sparen signifikant Watt, aber dieser Vorteil manifestiert sich erst bei hohen Geschwindigkeiten und birgt Nachteile bei Seitenwind (Segeleffekt).
- Die steife Bauweise moderner „Superschuhe“ verlagert die Belastung und kann das Verletzungsrisiko für unvorbereitete Strukturen wie die Achillessehne deutlich erhöhen.
Empfehlung: Ein fundiertes Investment erfordert das Verständnis des spezifischen Anwendungsfalls der Technologie und eine gezielte Vorbereitung des Körpers auf die neuen Belastungsmuster.
Der Gedanke an eine neue persönliche Bestzeit elektrisiert jeden ambitionierten Sportler. Auf der Jagd nach Sekunden und Minuten scheint die Verlockung von High-Tech-Materialien unwiderstehlich. Carbonplatten-Schuhe versprechen einen Quantensprung in der Laufökonomie, Hochprofil-Felgen sollen den Wind förmlich durchschneiden. Die Marketingbotschaften sind klar: Kaufe die neueste Technologie und du wirst schneller. Doch diese vereinfachte Sichtweise übersieht oft die komplexen physikalischen und biomechanischen Realitäten, die hinter dem Hype stecken.
Viele Diskussionen kratzen nur an der Oberfläche, vergleichen Preise mit potenziellen Zeitgewinnen oder geben pauschale Warnungen vor Verletzungen aus. Doch für einen Athleten, der bereit ist, über 250 € für ein Paar Schuhe auszugeben, reicht das nicht. Es braucht eine tiefere, kritischere Perspektive – den Blick eines Ingenieurs. Jenseits des Hypes liegt eine Welt aus Hebelgesetzen, Materialwissenschaft, aerodynamischer Effizienz und systemischen Risiken. Wenn die wahre Leistungssteigerung nicht in der Ausrüstung selbst, sondern im intelligenten Zusammenspiel von Mensch und Maschine liegt?
Dieser Artikel durchleuchtet die Versprechen der Industrie aus einer ingenieurtechnischen Perspektive. Wir werden die Mechanik hinter der Geschwindigkeit analysieren, die tatsächlichen Watt-Ersparnisse quantifizieren und die oft übersehenen Risiken der Materialermüdung und Belastungsverschiebung aufdecken. Es geht darum, eine fundierte Entscheidung zu treffen – eine, die nicht auf Marketing, sondern auf Verständnis beruht. Nur so lässt sich das Potenzial von High-Tech-Ausrüstung wirklich ausschöpfen, ohne die eigene Gesundheit zu gefährden.
Um diese komplexen Zusammenhänge zu beleuchten, analysieren wir die Schlüsselfragen, die sich jeder technikaffine Athlet stellt. Der folgende Überblick führt Sie durch die kritischen Aspekte von der reinen Leistungssteigerung über die Risikobewertung bis hin zur optimalen Trainingssteuerung.
Sommaire : Die Ingenieur-Analyse von High-Tech-Sportausrüstung
- Warum macht eine steife Carbonplatte in der Sohle schneller?
- Wie viel Watt spart man wirklich mit Hochprofil-Felgen am Rennrad?
- Teures Equipment oder besserer Trainingsplan: Wo ist der Geld besser angelegt?
- Die Gefahr von Achillessehnen-Problemen durch zu weiche „Supershoes“
- Wann ersetzen smarte Kleidungssensoren den Brustgurt komplett?
- Wie verbessert man seinen Laufstil, um bei gleichem Puls schneller zu sein?
- Die Gefahr unsichtbarer Haarrisse bei gebrauchten Carbonrahmen von eBay
- Wattmessung oder Herzfrequenz: Welcher Wert steuert das Radtraining präziser?
Warum macht eine steife Carbonplatte in der Sohle schneller?
Das Versprechen von Carbonplatten-Schuhen ist beeindruckend, doch der Mechanismus dahinter ist mehr als nur eine simple „Feder“. Aus ingenieurtechnischer Sicht handelt es sich um ein komplexes System zur Optimierung der Energieübertragung. Die Hauptrolle spielt die extreme Steifigkeit der Platte. Sie fungiert als Hebel, der die Beugung in den Grundgelenken der Zehen reduziert. Dadurch geht weniger Energie im Fuß selbst verloren und der Abdruck wird effizienter. Die Wirkung des umgebenden „Superschaums“ ist dabei ebenso entscheidend: Er komprimiert sich bei der Landung, speichert die Aufprallenergie und gibt sie zurück, während die Carbonplatte diese Energie in eine kraftvolle Vorwärtsbewegung lenkt.
Studien belegen eindeutig, dass dieses Zusammenspiel die Laufökonomie messbar verbessert. Je nach Studie und individuellem Laufstil benötigen Athleten zwischen 0,1 bis über 6 Prozent weniger Sauerstoff für eine bestimmte Geschwindigkeit. Die Energieersparnis ist jedoch nicht bei jedem Tempo gleich. Prof. Dr. Gert-Peter Brüggemann von der Deutschen Sporthochschule Köln präzisiert in einer Analyse:
Bei moderater Geschwindigkeit, also weniger als 11 km/h, beträgt die Energieersparnis weniger als 2 Joule pro Schritt. Bei höheren Geschwindigkeiten von mehr als 15 km/h sind es knapp 7 Joule pro Schritt.
– Prof. Dr. Gert-Peter Brüggemann, Deutsche Sporthochschule Köln/True Motion
Diese Daten zeigen klar: Der Vorteil der Carbonplatte ist ein geschwindigkeitsabhängiges Phänomen. Der Schuh ist ein für hohe Geschwindigkeiten optimiertes Werkzeug, dessen Effizienz sich erst entfaltet, wenn der Läufer die nötige Kraft und Technik aufbringt, um den Hebelmechanismus voll auszunutzen. Es ist kein magischer Beschleuniger, sondern ein Verstärker der bereits vorhandenen Leistung.
Wie viel Watt spart man wirklich mit Hochprofil-Felgen am Rennrad?
Im Radsport ist die Aerodynamik der entscheidende Faktor im Kampf gegen den Luftwiderstand, der bei hohen Geschwindigkeiten über 80 % der aufzuwendenden Leistung ausmacht. Hochprofil-Felgen sind hier eine der populärsten Waffen. Doch wie groß ist der messbare Vorteil? Windkanaltests liefern präzise Antworten. Sie zeigen, dass moderne Aero-Laufräder bei einer Geschwindigkeit von 45 km/h eine erhebliche Wattersparnis bringen. Eine Messung ergab beispielsweise, dass ein Top-Laufradsatz nur 11,5 Watt benötigte, um den Luftwiderstand zu überwinden, während ein flaches Referenzmodell 15,7 Watt erforderte – eine Differenz von über 4 Watt.
Diese Ersparnis ist jedoch kein fester Wert. Sie hängt von der Felgenhöhe und dem Anströmwinkel des Windes ab. Ein entscheidendes Phänomen ist hier der „Segeleffekt“: Bei seitlichem Wind kann ein aerodynamisch optimiertes Laufrad sogar Vortrieb erzeugen, ähnlich wie ein Segel. Höhere Felgen maximieren diesen Effekt, werden aber auch anfälliger für Lenkimpulse durch Windböen. Es ist ein klassischer ingenieurtechnischer Kompromiss zwischen maximaler Aerodynamik und Fahrstabilität.

Die folgende Tabelle aus dem TOUR-Magazin verdeutlicht, wie sich die Felgenhöhe auf den Aero-Vorteil und die Seitenwindanfälligkeit auswirkt und gibt eine klare Empfehlung für den optimalen Einsatzbereich.
| Felgenhöhe | Aero-Vorteil (kleine Winkel) | Segeleffekt (große Winkel) | Optimale Nutzung |
|---|---|---|---|
| 45mm | 0,8 Watt langsamer als 60mm | Halbiertes Lenkmoment | Straßenrennen im Peloton |
| 55-60mm | 2 Watt Vorteil | 5 Watt bei starkem Seitenwind | Zeitfahren/Triathlon |
Die Wahl der richtigen Felgenhöhe ist also keine Frage von „besser“ oder „schlechter“, sondern eine strategische Entscheidung, die auf dem primären Einsatzzweck, den typischen Windverhältnissen und der Bereitschaft des Fahrers, mit einem nervöseren Lenkverhalten umzugehen, basieren muss.
Teures Equipment oder besserer Trainingsplan: Wo ist der Geld besser angelegt?
Die Datenlage ist eindeutig: Teures Equipment kann einen messbaren Unterschied machen. Eine Analyse von Strava-Datensätzen durch die New York Times offenbarte, dass Läufer mit Nike Vaporfly-Modellen einen Marathon im Schnitt um 3 bis 4 Prozent schneller absolvieren. Bei einer Marathonzeit von 3:30 Stunden entspricht das einer Verbesserung von über 6 Minuten. Eine solche Leistungssteigerung allein durch einen Schuhwechsel zu erzielen, ist phänomenal und scheint die Investition von über 250 € zu rechtfertigen.
Doch dieser Zeitgewinn kommt nicht ohne Bedingungen. Die Technologie funktioniert am besten, wenn der Körper auf die spezifischen Anforderungen vorbereitet ist. Amanal Petros, der deutsche Marathon-Rekordhalter, schätzte den Vorteil seiner Schuhe auf drei bis vier Sekunden pro Kilometer, betonte aber gleichzeitig, dass er auch besser trainiert hatte. Hier schließt sich der Kreis: Das teuerste Equipment entfaltet sein volles Potenzial nur in Verbindung mit einem angepassten Trainingsplan. Ein starker Motor (der Athlet) braucht ein optimiertes Fahrwerk (die Technik), um die Kraft auf die Straße zu bringen.
Das Geld ist also am besten dort angelegt, wo beide Aspekte zusammenkommen. Die Investition in einen Carbonschuh ist nur dann wirklich sinnvoll, wenn gleichzeitig in die „Software“ – also den eigenen Körper und das Training – investiert wird. Das bedeutet, die Muskulatur an die veränderte Biomechanik zu gewöhnen und die Lauftechnik zu optimieren. Ein reiner Materialkauf ohne Trainingsanpassung ist wie der Einbau eines Rennmotors in ein Serienfahrwerk – das System ist unausgeglichen und das Risiko eines „Schadens“ steigt.
Die Gefahr von Achillessehnen-Problemen durch zu weiche „Supershoes“
Der Leistungsgewinn durch Carbon-Schuhe basiert auf einer fundamentalen Veränderung der Biomechanik. Der steife Hebel der Platte reduziert die Arbeit der Fußmuskulatur und der Zehengelenke. Diese Entlastung ist jedoch keine Energievernichtung, sondern eine systemische Belastungsverschiebung. Die Kräfte, die zuvor vom Fuß absorbiert wurden, werden nun weiter oben in der kinetischen Kette an die Wadenmuskulatur und vor allem an die Achillessehne weitergeleitet. Für einen unvorbereiteten Bewegungsapparat kann diese plötzliche Mehrbelastung schnell zu Überlastungsproblemen oder ernsthaften Verletzungen führen.
Diese Schuhe sind daher nicht für jeden Läufertyp geeignet. Insbesondere Läufer mit einer schwachen Wadenmuskulatur, Vorschäden an der Achillessehne oder einem tendenziell passiven Laufstil setzen sich einem erhöhten Risiko aus. Die Frage, ob Carbonschuhe für jeden Läufer geeignet sind, muss klar verneint werden. Sie erfordern einen aktiven, kraftvollen Laufstil und eine robuste Sehnen- und Muskelstruktur. Prof. Dr. Gert-Peter Brüggemann warnt explizit vor diesem Risiko, insbesondere im Kontext der genetischen Veranlagung:
Durch die steife Sohle werden Achillessehne und Wadenmuskulatur sehr stark beansprucht. Das Verletzungsrisiko für die im Vergleich zu afrikanischen Läufern genetisch bedingt dünnere und kürzere Achillessehne von uns Mitteleuropäern ist sehr hoch.
– Prof. Dr. Gert-Peter Brüggemann, Runner’s World Deutschland
Die Entscheidung für einen „Superschuh“ ist somit weit mehr als eine Frage des Budgets. Es ist eine Abwägung, ob die eigene körperliche Konstitution bereit ist, diese deutlich größere Beanspruchung auf Wade und Achillessehne sicher zu bewältigen. Ein langsamer, schrittweiser Gewöhnungsprozess ist unerlässlich, um dem Gewebe Zeit zur Anpassung zu geben und das Verletzungsrisiko zu minimieren.
Wann ersetzen smarte Kleidungssensoren den Brustgurt komplett?
Die Ära des Brustgurts als Goldstandard für die Herzfrequenzmessung neigt sich möglicherweise dem Ende zu. Die Integration von Sensoren direkt in die Sportkleidung – sogenannte Smart Textiles – verspricht maximalen Komfort ohne Verrutschen oder Scheuern. Technologisch gesehen haben diese Sensoren enorme Fortschritte gemacht. Anstatt optischer Messung am Handgelenk nutzen sie oft textile Elektroden, die wie ein EKG die elektrischen Herzsignale direkt auf der Haut abgreifen. Dies erhöht die biometrische Präzision im Vergleich zur Uhr erheblich.
Doch wie genau sind sie im Vergleich zum klassischen Brustgurt? Bei konstanten Belastungen, wie einem langen, ruhigen Dauerlauf, nähert sich die Genauigkeit hochwertiger Textilsensoren der des Brustgurts stark an. Die Herausforderung liegt nach wie vor bei schnellen Lastwechseln, wie sie bei Intervalltrainings auftreten. Hier zeigen die meisten integrierten Systeme noch eine leichte Verzögerung in der Reaktion. Der Brustgurt bleibt für die präzise Steuerung von kurzen, hochintensiven Intervallen oft noch die überlegene Wahl.

Der entscheidende Vorteil der smarten Kleidung liegt jedoch im Potenzial, weit mehr als nur die Herzfrequenz zu erfassen. Zukünftige Generationen werden Metriken wie Atemfrequenz, Atemtief, Körperhaltung und Muskelaktivierung in Echtzeit liefern. Dies eröffnet völlig neue Möglichkeiten für die Trainingsanalyse und Technikoptimierung. Der Brustgurt wird also nicht einfach ersetzt, sondern durch ein umfassenderes Monitoring-System abgelöst. Die vollständige Ablösung wird dann erfolgen, wenn die Sensoren bei Intervallen dieselbe Reaktionsgeschwindigkeit wie der Gurt erreichen und die gewonnenen Zusatzdaten einen klaren, handlungsorientierten Mehrwert für Athleten und Trainer bieten.
Wie verbessert man seinen Laufstil, um bei gleichem Puls schneller zu sein?
Die Suche nach „free speed“ – also mehr Geschwindigkeit bei gleichem physiologischem Aufwand – ist der Heilige Gral für Ausdauersportler. Während teure Ausrüstung eine Möglichkeit ist, liegt das größte und nachhaltigste Potenzial in der Optimierung der eigenen Bewegung: der Laufökonomie. Ein ökonomischer Laufstil ist wie ein Auto mit geringem Kraftstoffverbrauch; er verschwendet weniger Energie pro zurückgelegtem Kilometer. Bei gleichem Puls, also gleicher Anstrengung des Herz-Kreislauf-Systems, ermöglicht ein effizienterer Stil ein höheres Tempo.
Die Verbesserung der Laufökonomie ist ein technischer Prozess, der auf drei Säulen ruht: Reduzierung von Bremskräften (z.B. durch eine höhere Schrittfrequenz), Maximierung des Vortriebs (z.B. durch eine starke Hüftstreckung) und Minimierung von unnötigen Vertikal- oder Seitwärtsbewegungen (z.B. durch eine stabile Rumpfmuskulatur). Dies sind keine Talente, sondern erlernbare Fähigkeiten, die gezieltes Training erfordern.
Amanal Petros verbesserte sich beim deutschen Marathon-Rekord um 3:11 Minuten. Er schätzt: ‚Der Unterschied könnte drei bis vier Sekunden pro Kilometer im Marathon betragen‘ – aber betont, dass er auch besser trainiert hatte.
– Amanal Petros, deutscher Marathon-Rekordhalter
Dieses Zitat verdeutlicht die Symbiose: Selbst auf Weltklasseniveau ist die Kombination aus verbesserter Technik und besserem Training der Schlüssel. Die folgenden Übungen sind ein fundamentaler Baustein, um die eigene Laufökonomie systematisch zu verbessern und so bei jedem Puls schneller zu werden.
Ihr Aktionsplan: 3 Schlüsselbereiche für bessere Laufökonomie
- Laufkadenz erhöhen: Trainieren Sie mit einer Metronom-App, um schrittweise Ihr Ziel von ca. 180 Schritten pro Minute zu erreichen. Dies reduziert die Bodenkontaktzeit und Bremskräfte.
- Core-Training implementieren: Integrieren Sie regelmäßig Planks (frontal und seitlich) in Ihr Training. Ein starker Rumpf verhindert Energieverluste durch instabile Rotationen und verbessert die Kraftübertragung von den Armen auf die Beine.
- Sehnen und Füße stärken: Führen Sie 3×15 Wiederholungen exzentrisches Wadenheben (z.B. an einer Treppenstufe) durch, um die Achillessehne zu stärken. Ergänzen Sie dies mit Barfuß-Übungen zur Kräftigung der Fußmuskulatur.
Die Gefahr unsichtbarer Haarrisse bei gebrauchten Carbonrahmen von eBay
Carbon als Werkstoff ist im Rad- und Laufsport revolutionär, doch seine größte Stärke ist zugleich seine größte Tücke: seine extreme Steifigkeit bei geringem Gewicht. Anders als Metalle, die sich vor dem Bruch oft sichtbar verformen, kann Carbon bei Überlastung oder nach einem Sturz unsichtbare Schäden davontragen. Mikroskopisch kleine Risse im Faserverbund, sogenannte Haarrisse, können die strukturelle Integrität eines Rahmens oder einer Felge massiv beeinträchtigen, ohne von außen erkennbar zu sein. Ein gebrauchter Carbonrahmen von einer Online-Plattform birgt daher ein erhebliches, nicht kalkulierbares Sicherheitsrisiko.
Ein ähnliches, wenn auch weniger katastrophales Phänomen ist die unsichtbare Materialermüdung bei Carbonschuhen. Der reaktive Schaum, der für die Dämpfung und Energierückgabe sorgt, verliert mit jedem Kilometer an Leistungsfähigkeit. Nach 400-500 Kilometern ist die „Magie“ oft verflogen, auch wenn der Schuh äußerlich noch gut aussieht. Der Kauf eines gebrauchten Carbonschuhs ist daher oft ein Kauf mit ungewisser Restleistung. Wie lange Carbon-Laufschuhe halten, hängt stark von Laufstil und Gewicht ab, aber die angegebene Laufleistung ist ein kritischer Indikator.
Das Kernproblem ist die fehlende Transparenz über die Vorgeschichte des Materials. Ein scheinbar makelloser Rahmen kann einen verdeckten Sturzschaden haben, der zu einem plötzlichen Versagen unter Last führen kann. Beim Kauf von gebrauchtem Carbon-Equipment ist daher höchste Vorsicht geboten. Eine gründliche Prüfung ist unerlässlich, um das Risiko zu minimieren.
Checkliste: Gebrauchtes Carbon-Equipment sicher kaufen
- Detaillierte Fotos anfordern: Verlangen Sie hochauflösende Bilder von kritischen Stellen (Tretlager, Steuerrohr, Ausfallenden bei Rahmen; Sohlenabrieb bei Schuhen).
- Genaue Nutzungsdauer erfragen: Fragen Sie nach der exakten Laufleistung in Kilometern. Bei Schuhen sind mehr als 400-500 km kritisch, bei Rahmen nach der Nutzungsdauer in Jahren und eventuellen Stürzen.
- Mittelsohle auf Kompression prüfen: Bei Schuhen sind deutliche, tiefe Falten in der Mittelsohle ein klares Zeichen für Materialermüdung des Schaums.
- Bei geringsten Zweifeln verzichten: Unsichtbare Materialermüdung oder Haarrisse sind für Laien nicht zuverlässig erkennbar. Im Zweifel ist der Verzicht die sicherste Option.
- Verkäuferhistorie prüfen: Kaufen Sie nur von Verkäufern mit einer langen, positiven Bewertungshistorie und plausiblen Erklärungen zum Verkaufsgrund.
Das Wichtigste in Kürze
- Die wahre Leistung von High-Tech-Ausrüstung liegt nicht im Material allein, sondern im optimierten Zusammenspiel mit der Biomechanik des Athleten.
- Jeder technologische Vorteil (z.B. Steifigkeit, Aerodynamik) geht mit einem Kompromiss oder einem neuen Risiko (z.B. Belastungsverschiebung, Seitenwindanfälligkeit) einher.
- Eine Investition in teures Equipment ist nur dann nachhaltig, wenn sie von einer Anpassung des Trainings begleitet wird, um den Körper auf die neuen Anforderungen vorzubereiten.
Wattmessung oder Herzfrequenz: Welcher Wert steuert das Radtraining präziser?
Für eine präzise Trainingssteuerung im Radsport stehen zwei Metriken im Zentrum der Debatte: Herzfrequenz und Wattmessung. Beide haben ihre Berechtigung, messen aber fundamental unterschiedliche Dinge. Die Herzfrequenz ist ein Indikator für die Reaktion des Körpers auf eine Belastung. Sie zeigt, wie sehr sich das Herz-Kreislauf-System anstrengen muss, um die geforderte Leistung zu erbringen. Faktoren wie Hitze, Stress, Koffein oder Ermüdung können die Herzfrequenz bei gleicher Leistung beeinflussen. Dies macht sie zu einem wertvollen Indikator für den allgemeinen Zustand des Athleten.
Die Wattmessung hingegen ist ein direkter und objektiver Maßstab für die erbrachte mechanische Leistung (Output). 250 Watt sind immer 250 Watt, unabhängig von externen Faktoren oder dem Ermüdungszustand. Dies macht die Wattmessung zum überlegenen Werkzeug für die Steuerung von hochpräzisen Intervallen und zur objektiven Messung von Leistungsfortschritten. Man kann exakt definierte Trainingszonen ansteuern und die Leistung im Zeitverlauf vergleichen.
Die Frage ist also nicht „entweder/oder“, sondern „wann und wofür“. Für die exakte Steuerung kurzer, intensiver Belastungen, wie sie im Mittelgebirge typisch sind, ist der Wattmesser unschlagbar. Für lange Grundlagenfahrten im Flachland kann die Herzfrequenz ausreichen und liefert durch den „Cardiac Drift“ (langsamer Anstieg der HF bei konstanter Leistung) sogar wichtige Informationen über die Ermüdung. Für den Hobbyfahrer in Deutschland, der hauptsächlich an RTF-Touren teilnimmt, ist der hohe Preis eines Wattmessers oft nicht gerechtfertigt, während ein 50-Euro-Brustgurt bereits eine enorme Verbesserung der Trainingsqualität ermöglicht.
| Trainingsform | Wattmesser Vorteil | Herzfrequenz Vorteil | Empfehlung Deutschland |
|---|---|---|---|
| Kurze Anstiege Mittelgebirge | Direkte Leistungsmessung | – | Wattmesser überlegen |
| Lange Grundlagenfahrt Flachland | – | Zeigt Ermüdung (Cardiac Drift) | Herzfrequenz ausreichend |
| RTF-Touren | Zu teuer für Hobbyfahrer | 50€ Investment reicht | HF-Gurt für Amateur |
Die intelligenteste Trainingssteuerung kombiniert beide Werte: Die Wattzahl gibt das Ziel für den Output vor, während die Herzfrequenz zeigt, wie der Körper darauf reagiert. Ein Anstieg der Herzfrequenz bei gleicher Wattzahl über mehrere Wochen kann ein Zeichen für Übertraining sein, während eine sinkende Herzfrequenz einen Fitnessgewinn signalisiert.
Häufige Fragen zu High-Tech-Sportausrüstung
Wie genau sind aktuelle textile Sensoren im Vergleich zum Brustgurt?
Die Genauigkeit nähert sich bei hochwertigen Modellen dem Brustgurt an, besonders bei konstanten Belastungen. Bei Intervallen zeigen sich noch Verzögerungen.
Welche Vorteile bieten integrierte Sensoren?
Höherer Tragekomfort, keine separaten Geräte nötig, zusätzliche Metriken wie Atemfrequenz möglich.
Sind die Daten DSGVO-konform gespeichert?
Dies variiert stark nach Hersteller. Deutsche und EU-Anbieter müssen die Standards der DSGVO einhalten, bei internationalen Anbietern sollte man die Datenschutzbestimmungen genau prüfen.