Am gestrigen Montag gab Jogi Löw im badischen Rastatt sein vorläufiges EM-Aufgebot bekannt. Insgesamt 27 Spieler schafften den Sprung in den Kader, bis Ende Mai wird der Bundestrainer aber vier Akteure wieder nach Hause schicken, das endgültige Aufgebot wird nur 23 Spieler umfassen.

Die Pressekonferenz brachte wenig Überraschendes, einzig die Berufung von Torhüter Marc-Andre ter Stegen und Schalkes Nachwuchstalent Julian Draxler sorgte für Aufsehen. Löw hält beide für Perspektivspieler mit großem Entwicklungspotential, bei der EM werden sie nach einhelliger Meinung der Experten aber noch nicht zum Einsatz kommen. In Polen und der Ukraine wird der Bundestrainer den etablierten Leistungsträgern vertrauen, die bereits unter Wettbewerbsbedingungen ihre Klasse unter Beweis gestellt haben.

Bis zuletzt hatten sich Patrick Helmes und Stefan Kießling Hoffnungen auf einen EM-Einsatz gemacht. Beide hatten eine gute Saison gespielt zogen aber gegen den formschwachen Cacau den Kürzeren. Der quirlige Stürmer vom VfB Stuttgart passe besser in den Kader, mit seiner Spielanlage können er gegen defensiv ausgerichtete Teams mehr ausrichten als die beiden Konterstürmer Helmes und Kießling.

Der lange Zeit verletzte Per Mertesacker wird sehr wahrscheinlich bei der EM auflaufen. Der Verteidiger von Arsenal steht im vorläufigen Kader und soll im Trainingslager auf Sardinien wieder auf Wettkampf-Niveau gebracht werden. Zuletzt konnte er schon wieder am Mannschaftstraining mit Arsenal teilnehmen.

Jogi Löw war in der Vergangenheit kein Freund personeller Experimente und wird nach Ansicht der Experten auch bei dieser EM vorwiegend auf die Stammkräfte setzen. Die meisten Profis die jetzt kurzfristig in den vorläufigen Kader gerutscht sind, dürften am Ende nicht mit zur EM fahren. Das betrifft konkret Julian Draxler und Marc-Andre ter Stegen, aber auch Ikay Gündogan und die beiden Bender-Brüder. Für sie ist der Nominierung in erster Linie als Auszeichnung zu verstehen.

Vier Wochen vor dem EM -Start hat sich bei den Titelwetten nichts verändert. Der amtierende Europameister Spanien liegt bei den EM Tipps immer noch knapp vor Deutschland und Holland. Löw nahm auf der Pressekonferenz etwas den Druck von der Mannschaft. Man strebe immer den Titel an, für ihn sei aber auch die Entwicklung des Teams sehr wichtig.